7 Tipps zum Umgang mit Ängsten, Befürchtungen und Sorgen wegen hypoglykämischer Episoden
Hypoglykämie (oder kurz Hypo) ist einer der Aspekte des Lebens mit Diabetes, der sowohl enorme Sorgen und Ängste im Alltag als auch allgemeine Befürchtungen vor den Folgen des Diabetes auslösen kann. Hypoglykämien sind eine Nebenwirkung von Insulin oder insulinstimulierenden Tabletten und nicht so sehr die Folge des Diabetes selbst. Viele Menschen stellen fest, dass sich bei dem Versuch, ihren Blutzuckerspiegel auf den empfohlenen Bereich zu senken, die Wahrscheinlichkeit für Unterzuckerungen erhöht, und das ist eine Herausforderung für ein erfolgreiches Diabetesmanagement. Hinzu kommt, dass Hypoglykämien in der Hektik des Alltags – bei der Arbeit, im Auto, beim Kneipen- oder Theaterbesuch – unerwartet auftreten können und dann prompt bewältigt werden müssen.
Die Nachtstunden sind besonders beunruhigend, da man im Schlaf seine Symptome weniger spürt und kaum in der Lage ist, sofort zu handeln. Für Eltern von Kindern mit Diabetes kann der Gedanke an eine stille nächtliche Unterzuckerung äußerst beängstigend sein1.
Umgang mit der Angst
Hier sind einige Tipps, um Ihre Bedenken wegen Hypos zu zerstreuen:
1. Denken Sie daran, dass es völlig normal ist, sich über Hypoglykämien Sorgen zu machen und sie auch als äußerst lästig und unangenehm zu empfinden! Sich seiner Gefühle bezüglich der Hypoglykämien bewusst zu sein und sie zu artikulieren, kann an sich schon sehr hilfreich sein, ebenso wie das Dampfablassen, wenn die Hypos besonders lästig waren!
2. Grübeln Sie sich nicht nur, sondern handeln Sie! Führen Sie Protokoll über Ihre Hypoglykämien und betrachten Sie diese dann analytisch. In welchen Situationen treten sie auf? Können Sie einen Aspekt Ihrer Routine, Ihrer Ernährung, Ihrer Aktivitäten oder Ihres Insulins ändern, wenn Sie sich das nächste Mal in einer dieser Situationen befinden? Wenn Sie kein Muster erkennen können oder nicht wissen, was Sie tun sollen, wenden Sie sich am besten an Ihr behandelndes Diabetes-Team. Auch das Erlernen von Entspannungstechniken wie tiefes Atmen, Achtsamkeit oder Yoga kann helfen, im Stressmoment besser zurechtzukommen.
3. Schreiben Sie Ihre Ängste und Sorgen auf. Nehmen Sie jedes dieser Probleme und geben Sie ihm einen „Sorgenwert“, z. B. 1 ist klein und 5 sehr groß. Denken Sie bei jeder einzelnen Sorge und Angst darüber nach, wie sie sich auf Sie auswirkt und was geschehen muss, damit Sie sich beruhigen oder die Sorge verschwindet.
4. Holen Sie sich professionelle Hilfe. Wenn Ihre Angst vor Hypoglykämien Sie sehr beschäftigt, wenn Sie Angstsymptome entwickeln oder wenn Sie anfangen, Ihr Leben (oder das anderer, z. B. Ihres Kindes) nur noch auf die Vermeidung von Hypos auszurichten, ist es an der Zeit, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, beispielsweise eine kognitive Verhaltenstherapie. Möglicherweise benötigen Sie einige Strategien, um Ihre Ängste abzubauen und besser zurechtkommen. Es spricht nichts dagegen, diese Hilfe zu suchen oder anzunehmen – viele nationale Gesundheitsbehörden plädieren sogar dafür, die psychologischen Auswirkungen des Lebens mit Diabetes zu berücksichtigen.2,3
5. Teilen Sie Ihre Gefühle Ihrem Diabetes-Team mit. Berichten Sie bei Ihrem nächsten Termin darüber, wie Sie sich bezüglich Hypoglykämien fühlen, stellen Sie Ihre Fragen dazu und sprechen Sie über „Schauergeschichten", die Sie gehört haben. Eine Änderung Ihres Blutzuckermessverfahrens oder Insulintyps, Ihrer Insulindosis oder der Verabreichungsform kann möglicherweise die Wahrscheinlichkeit von Unterzuckerungen verringern und gleichzeitig dafür sorgen, dass Ihre Blutzuckerwerte im Rahmen bleiben, sodass Sie ganz beruhigt sein können. Es werden ständig neue Produkte entwickelt, und Ihre Termine beim Diabetes-Team sind eine gute Gelegenheit, sich über diese Produkte zu informieren.
6. Wenn Sie merken, dass Sie häufig versucht sind, Ihren Blutzucker höher steigen zu lassen, um eine Unterzuckerung zu vermeiden, sollten Sie eine professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen: Das hilft Ihnen, diese grundlegende Angst zu überwinden und Ihr Blutzuckermanagement zu optimieren. Ihr Diabetes-Team kann Sie bei der Entwicklung einer Strategie unterstützen, wie Sie in unterschiedlichen Situationen mit einer Unterzuckerung umgehen sollten, damit Sie schon im Voraus darauf vorbereitet sind. Vorbereitung ist ein großartiges Mittel, um Ängste abzubauen.
7. Wie können Sie selbst mehr herausfinden? Wenn Sie sich darüber informieren, wie hoch das Risiko einer Hypoglykämie tatsächlich ist, wie Sie eine Unterzuckerung erkennen und wie Sie diese behandeln können, dann werden sich Ihre Befürchtungen und Ängste zerstreuen. Vielleicht hilft es Ihnen auch, mit anderen in Kontakt zu treten, die sich in Sie hineinversetzen können.4 Das Internet ist eine gute Quelle für vertrauenswürdige Informationen der nationalen Diabetes-Organisationen, und es gibt auch eine Vielzahl anderer Quellen.
Abschließende Gedanken
Es ist völlig normal, bei der Aussicht auf eine Hypoglykämie etwas beunruhigt zu sein. Es gibt jedoch Hilfsmittel, Ressourcen und eine Fülle von Unterstützungsmöglichkeiten, falls Sie das Gefühl haben, dass diese Angst Sie zu überwältigen droht. Scheuen Sie sich nicht, um Hilfe zu bitten.
Literatur:
- Van Name MA, Hilliard ME, Boyle CT, et al. Night-time is the worst time: Parental fear of hypoglycemia in young children with type 1 diabetes. Pediatr Diabetes. 2018;19(1):114-120.
- NICE. Type 1 diabetes in adults: diagnosis and management. www.nice.org.uk. 2020. Available at: https://www.nice.org.uk/guidance/ng17/chapter/Recommendations#aware ness-and-management-of-hypoglycaemia-2. (Accessed January 2022).
- American Diabetes Association. Psychosocial Care for People With Diabetes: Position Statement of the American Diabetes Association. Diabetes Care. 2016;39(12):2126-2140.
- National Diabetes Services Scheme. Fear of hypoglycaemia fact sheet. https://www.ndss.com.au/. 2020. Available at: https://www.ndss.com.au/about-diabetes/resources/find-a-resource/fear-of-hypoglycaemia-fact-sheet. (Accessed January 2022).
*Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel beruht auf einem Beitrag, der auf Medtronic Diabetes Australia erschienen ist.