"ICH HABE VERGESSEN, MEIN INFUSIONSSET RECHTZEITIG ZU WECHSELN – WIEDER EINMAL"
Wechseln Sie Ihr Infusionsset immer nach drei Tagen? Ich tue es. Oder vielleicht ist es ehrlicher zu sagen: „Ich tue es jetzt.“ Aber ich fing erst damit an, nachdem ich auf eine unschöne Art herausgefunden hatte, dass sich die Aufnahme von Insulin an der Injektionsstelle nach drei Tagen dramatisch ändern kann.
Als professioneller Diabetes-Herausgeber mit Diabetes Typ-1, verfolge ich alle Diabetes-Nachrichten und lese Zusammenfassungen der meisten wissenschaftlichen Artikel. Ich tue dies nicht nur für meine Arbeit, sondern auch, um einen besseren Einblick in den Umgang mit meinem Diabetes zu erhalten. Ich weiss also, dass die „wissenschaftlichen Artikel“ die veränderte Aufnahme von Insulin nach drei Tagen belegen. Im wirklichen Leben bedeutet das, dass Ihre Insulinsensitivität an der Injektionsstelle sinkt und Sie mehr Insulin benötigen, um Ihren Blutzuckerspiegel zu regulieren. Obwohl ich die wissenschaftlichen Beweise kannte, wechselte ich meine Kanüle, wenn ich mein Reservoir wechselte. Da mein Reservoir am dritten Tag nicht immer leer war, blieb mir noch etwas Zeit, bevor ich mein Reservoir und das Infusionsset wechselte. Ich wette, viele von Ihnen machen es auch so?
Eine epische Radtour für Menschen mit Diabetes
Bei der mHealthTour im Jahr 2013 – eine epische Fahrradtour für Menschen mit Diabetes – traten Probleme auf, die meine ‘schlechte Angewohnheit’, das Infusionsset nicht rechtzeitig zu wechseln, änderten. Diese anspruchsvolle Radtour von Brüssel nach Barcelona war 2‘100 Kilometer lang mit mehr als 33‘000 Höhenmetern. Es war fast wie bei einer Tour de France: 13 Tage auf dem Fahrrad leben und bis zu zehn Stunden am Tag in die Pedale treten. Auch wenn man an lange eintägige Radtouren gewöhnt ist, ist der Umgang mit Diabetes auf einer solchen Tour definitiv eine grössere Herausforderung.
Meine Basalrate fiel in 3 Tagen auf nur 10%
Ab dem ersten Tag senkte ich meine Basalrate mit einem neuen Reservoir in meiner Pumpe auf ca. 40%. Bei einer Tagesfahrt funktioniert das meistens einwandfrei. Abgesehen von einem winzigen Tief, das vom Sensor rechtzeitig erkannt wurde, sind an dem Tag keine Probleme aufgetreten. Allerdings stieg die Insulinempfindlichkeit, durch das Sitzen auf dem Fahrrad an aufeinanderfolgenden Tagen, rapide an. Die Reduzierung auf 40% am zweiten Tag war wirklich zu viel Basalinsulin. Meine erste Hypo trat auf: mit jedem Tritt in die Pedale sank mein Blutzucker. Nebst einem Gel mit schnell wirkenden Kohlenhydraten, musste ich meine Basalrate auf 25% senken, um stabile Blutzuckerwerte zu erhalten. Am nächsten Tag erwartete ich dies und startete mit einer Basalrate von nur 10%. Es lief perfekt. Überhaupt keine Hypos.
Schwierige Kontrolle meines Diabetes am 4. Tag
Am vierten Tag änderten sich die Dinge dramatisch. Mit einer Basalrate von 10% stieg mein Blutzucker sofort an. Egal wie kräftig ich in die Pedale trat, das injizierte Insulin hat nicht mehr geholfen. Eine 10% Basalrate war nicht ausreichend für konstante Blutzuckerwerte. Selbst ein extra Bolus hat nicht geholfen, es ging weiter aufwärts. Erst nachdem ich meine Basalrate auf 25% eigestellt hatte, hatte ich ihn wieder unter Kontrolle. Am nächsten Tag stiegen meine Werte sogar noch höher. Eine temporäre Basalrate von 40% war notwendig, um eine gute Kontrolle zu erhalten.
Der Wechsel meines Infusionssets war die Lösung
Was war hier los? Warum benötigte ich so viel mehr Insulin als die Tage zuvor? Dann kam ich drauf: Ich musste mein Infusionsset wechseln. War das der Grund? Normalerweise hätte ich mein Reservoir bereits gewechselt. Und damit hätte ich auch das Infusionsset gewechselt. Aber durch den niedrigen Insulinbedarf in den letzten Tagen war das Reservoir noch halb voll. Ich wechselte schnell mein Reservoir und setzte ein neues Infusionsset. Im Laufe des Abends begann das Insulin bereits besser zu wirken und am nächsten Tag war alles wieder normal. Am sechsten Tag brauchte ich noch einmal eine temporäre Basalrate von nur 10%, um eine perfekte Kontrolle zu haben. Ich fühlte mich so dumm. Auch wenn ich wusste, dass ich mein Infusionsset und Reservoir alle drei Tage wechseln sollte, tat ich das nicht immer. Aber diese Probleme auf der Tour haben mir klargemacht, dass ich alle drei Tage wechseln sollte, um die bestmögliche Kontrolle zu haben.
Verfasst von Frans Luijendijk, T1-Patient
Tipp: Wie füllen Sie Ihr Reservoir?
Wenn Sie die Vergeudung von Insulin vermeiden wollen, können Sie Ihr Reservoir mit der für drei Tage benötigten Menge auffüllen. Aber wenn Sie es so machen, denken Sie daran, wie viel Insulin Sie für die Füllung des Schlauches und der Kanüle benötigen. Hier sind einige Angaben für Sie:
Kanülen-Typ | Füllmenge |
---|---|
Stahl (sure-T) | 0.0 Einheiten |
6 mm Soft-Kanüle, Teflon (Quick-Set und Mio) | 0.3 Einheiten |
9 mm Soft-Kanüle, Teflon (Quick-Set und Mio) | 0.5 Einheiten |
13 mm Soft-Kanüle, Teflon Kunststoff (Silhouette, Mio 30) | 0.7 Einheiten |
17 mm Kunststoff (Silhouette) | 0.7 Einheiten |