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DIE INSULINPUMPE BEDEUTET FÜR MICH FREIHEIT PUR!

« WeCare Blog | März 25, 2018 |
Lifestyle
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Carla ist ein ganz normaler Teenager – mit dem kleinen Unterschied, dass bei ihr bereits als junges MädchenDiabetes diagnostiziert wurde. Lesen Sie, wie Carla und ihre Mutter Anna das Aufwachsen mit Diabetes erleben und welche positiven Erfahrungen sie dabei gemacht haben. 

 

Carla, du bist 18 Jahre alt und bei Dir wurde mit 6 Jahren Diabetes diagnostiziert. Wie war das damals für Dich und deine Familie?

Carla:

Mir war damals gar nicht bewusst, was da passierte. Ich verstand es nicht wirklich und fand es einfach nur spannend, dass wir ins Spital gingen und so viel um mich herum passierte.

 

Wer merkte, dass etwas nicht stimmt?

Anna (Carlas Mutter):

Carla hatte die typischen Symptome wie Gewichtsverlust und starken Durst.

Ich ahnte ziemlich schnell, was los ist - ich wollte es aber wohl nicht richtig wahrhaben. Ich bin Medizinische Praxisassistentin (MPA) und weiss, was eine Diabetes-Diagnose bedeutet. 

Schlussendlich gingen wir dann aber natürlich zum Arzt und die Diagnose war nach der ersten Blutabnahme klar. Das war wirklich ein sehr einschneidender Moment für uns und ich hatte das Gefühl, dass ein Albtraum wahr wird. Es begann eine sehr stressige Zeit, da ich zwischen Carla, die im Spital lag, und ihren Geschwistern pendelte. Den Kindern zu Hause muss man in dieser Zeit natürlich ebenfalls gerecht werden und vieles erklären. Das war nicht einfach. Manchmal denke ich, dass es in dieser Zeit für die Mutter fast schlimmer ist als für das Kind, das noch gar nicht begreift, was diese Diagnose bedeutet.

Carla:

Ich bekam von diesem Stress nichts mit. Ich war im Spital und musste alles lernen, was zum Diabetes gehört. Ich lernte dann auch relativ schnell, mir Insulin selbst mit dem Pen zu spritzen. Aber erst, nachdem ich bemerkt habe, dass das ja nicht besonders schöne Kugelschreiber waren, die sie mir da schenkten!

Anna:

Und im Kindergarten hattest du das Gefühl, etwas Besonderes zu sein und Du musstest auch endlich nicht mehr dein Essen mit anderen teilen!

Carla:

Ja das stimmt!  Die negativen Seiten, wie geregelte Essens-und Spritzzeiten und genau abgewogene Mengen, habe ich erst später richtig wahrgenommen. Erst mit der Zeit störten mich diese starren Vorgaben. 

 

Wann habt ihr auf die Insulinpumpe umgestellt und was hat sich dadurch für Dich, Carla, geändert?

Carla:

1.5 Jahre nach der Diagnose stellten wir auf eine Insulinpumpe um und für mich war es plötzlich «Freiheit pur». Ich durfte essen was, und wann ich wollte. Ich konnte auch mal eine Mahlzeit auslassen und ich konnte endlich wieder ausschlafen!

Anna:

Plötzlich hatten wir den Diabetes im Griff und nicht der Diabetes uns! Natürlich mussten wir Carla nach wie vor begleiten und unterstützen, aber es war ein ganz anderes Lebensgefühl. Ich konnte Carla viel mehr Freiheit geben und sie konnte selbst Verantwortung übernehmen.

Carla:

Und ich konnte auch mit Freundinnen alleine etwas abmachen und war unabhängiger. 

 

Dein Hobby ist Kung-Fu, kannst du die Pumpe dabei tragen?

Carla:

Ja, das geht in der Regel sehr gut. Ausser bei speziellen Übungen und Kicks nehme ich sie zur Sicherheit ab. Aber in der Regel ist sie immer dabei. 

 

Carla, wann hast du zum ersten Mal die Verantwortung für deinen Diabetes ganz alleine übernommen?

Anna:

Als Du mit 10 Jahren zum ersten Mal alleine im Schullager warst, hast Du alles alleine gemacht und es funktionierte perfekt. Es war natürlich auch für mich eine grosse Herausforderung, sie alleine gehen zu lassen. Ich war ja vorher immer bei allen Schulausflügen oder Skitagen dabei.

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Stimmt. Ich fühlte mich nachher richtig gut, weil ich das alleine gemeistert hatte!

 

Wie ist es heute im Alltag? Hilft deine Mutter dir noch?

Carla:

Also so ganz alleine die Verantwortung übernommen habe ich noch nicht, meine Mutter hilft mir immer noch, wenn ich sie darum bitte. 

Anna:

Eigentlich machst Du alles alleine aber ich frage Dich ab und zu noch, ob du an Dieses oder Jenes gedacht hast. Das nervt Dich manchmal, aber ich kann halt nur schwer loslassen.

Carla: 

Ja, dann gibt es kurz ein bisschen Streit, aber das legt sich immer schnell wieder. Ich glaube, ich würde es vermissen, wenn sie mich plötzlich nicht mehr fragen würde. Ausserdem gibt es mir auch Sicherheit, falls ich mal was vergesse, was auch schon vorgekommen ist. Ich denke, wir haben eine sehr starke Bindung zueinander durch den Diabetes, was ich sehr schön finde. Darum empfinden wir beide den Diabetes auch nicht mehr als negativ. 

 

Carla, du hast dich entschieden, eine Ausbildung als „Fachangestellte für Gesundheit“ zu machen. Hat dein Diabetes Dich bei dieser Entscheidung beeinflusst? 

Carla:

Ja, ich denke schon. Ich hatte auch als Kind zum Beispiel nie Angst, wenn wir wieder zum Arzt oder ins Spital mussten. Ich fand das immer sehr interessant und war neugierig.

Generell macht mir das Thema Diabetes keine Angst und hat mir auch nie Angst gemacht. Ich bin immer sehr offen damit umgegangen und die Menschen in meinem Umfeld wissen Bescheid. Das einzige, was ich nicht leiden kann: Wenn ich meinen Blutzucker messe und meine Arbeitskollegen im Spital sehen, wenn er schlecht ist. Das nervt mich! 

Aber ansonsten gehört Diabetes nun mal zu mir, ich habe nie damit gehadert und er behindert mich nicht in meinem Leben. Man kann den Diabetes kontrollieren und muss sich nicht kontrollieren lassen.

Falls aber eine gute Fee kommen würde und ich drei Wünsche frei hätte....